Eine Weihnachtsgeschichte

Letzten Samstag bin ich mit verschleimten Augen aufgewacht. Ich dachte zunächst daran, dass ich am Vorabend meine Kontaktlinsen vergessen habe herauszunehmen. Daran lang es aber nicht, wie ich kurze Zeit später feststellte, da weder nach dem Auswaschen noch nach dem vielen Reiben eine Besserung eintrat. Ich fuhr nun ohne Kontaktlinsen oder Brille mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur nächsten Augenklinik mit Wochenenddienst. Dort wurde ich sofort behandelt und die Ärztin diagnostizierte eine Hornhautentzündung im linken Augen, erteilte mir ein Trageverbot der Linsen für zwei Wochen und verschrieb mir spezielle Augentropfen. Auf meinem Nach­hau­se­weg stellte ich allerdings fest, dass sich nur noch eine 2-Euro-Münze in meiner Hosentasche befand, die Fahrt nach Hause aber 2,60 Euro gekostet hätte. Also beschloss ich kurzerhand meine letzte 2-Euro-Münze einer obdachlosen Frau in die Hand zu drücken, die gerade unterhalb der S-Bahn-Unterführung ihr Nachtlager aufgeschlagen hatte. Die Frau bedankte sich herzlich bei mir für diese kleine Spende und wünschte mir frohe Weihnachten. Ich lief zur S-Bahn-Haltestelle und stieg ohne Fahrausweis in den nächsten Zug ein, aber fand eine gültiges Ticket auf meinem Platz liegen. So kam ich wohlbehalten zu Hause an und mit gutem Gewissen nicht “schwarz” gefahren zu sein. Ich wünsche Euch allen fröhliche Weihnachten.